Am 8. März ist Weltfrauentag. Ein Tag an dem vor allem auf Frauenrechte aufmerksam gemacht wird. Gut organisierte Frauenstreiks in anderen Ländern haben gezeigt, dass der Tag auch konkrete politische Erfolge ermöglicht. In Deutschland halten wir uns dagegen mit großen Streiks zurück. Warum eigentlich?
Der Internationale Frauentag feiert die Errungenschaften von Frauen und macht gleichzeitig auf die anhaltenden Kämpfe für Gleichstellung
, Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit aufmerksam. Der Tag hat eine lange Geschichte und geht auf die Bewegung für Frauenrechte im frühen 20. Jahrhundert zurück.
Die Ursprünge des Frauentags lassen sich bis ins Jahr 1908 zurückverfolgen, als tausende von Frauen in New York City auf die Straße gingen, um gegen schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und das Wahlrecht für Frauen zu demonstrieren. Diese Bewegung inspirierte Frauen in anderen Ländern, ähnliche Aktionen zu organisieren. 1910 wurde auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen der 8. März als jährlicher Gedenktag für den Kampf um Frauenrechte und Frauenbefreiung ausgerufen. Seitdem wird der Internationale Frauentag jedes Jahr am 8. März weltweit gefeiert.
In vielen Ländern ist der Internationale Frauentag ein Feiertag, an dem Frauenrechte gefeiert und politische und soziale Veränderungen gefördert werden. Es gibt Demonstrationen, Kundgebungen, Vorträge und andere Veranstaltungen, die darauf abzielen, Frauen sichtbar zu machen, ihre Rechte zu stärken und Ungleichheit zu bekämpfen. International werden wichtige frauenpolitische Themen diskutiert, wie z.B. sexuelle Belästigung, Gewalt gegen Frauen, die Lohnlücke und die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen und politischen Ämtern.
Die Bedeutung von Frauenstreiks am Beispiel Spanien und Argentinien
Der Tag bietet sich an, um Demonstrationen und Aktionen zu organisieren, aus denen starke Bewegungen hervor gehen können. Eine der stärksten Formen des feministischen Kampfes sind nationale Frauenstreiks. Sie haben dort, wo sie viele Menschen erreichten, zu deutlichen Verbesserungen der Frauenrechte geführt.
Ein bemerkenswerter Frauenstreik fand am 8. März 2017 in Argentinien statt. Die Bewegung wurde als „Ni Una Menos“ (Nicht eine weniger) bekannt und hatte das Ziel, auf die zunehmende Gewalt gegen Frauen im Land aufmerksam zu machen. Die Frauen hatten genug von der Gewalt und Diskriminierung, die sie in ihrer täglichen Realität erlebten, einschließlich sexueller Übergriffe, häuslicher Gewalt, ungleicher Bezahlung und mangelnder repräsentativer Politik. Sie beschlossen, gemeinsam zu handeln und einen landesweiten Streik zu organisieren.
Am Tag des Streiks kamen Frauen aus verschiedenen Teilen des Landes zusammen, um auf die Straßen zu gehen und für ihre Rechte und Gleichstellung zu kämpfen. Die Demonstrationen waren beeindruckend: Millionen von Frauen beteiligten sich an Protesten in Städten wie Buenos Aires, Cordoba und Rosario. Während des Streiks wurde das Bewusstsein für die Bedeutung der Frauen in der Gesellschaft gestärkt und das Thema der Gewalt gegen Frauen in den Fokus gerückt. Der „Ni Una Menos“-Bewegung gelang es, die Diskussion um Frauenrechte und -probleme in Argentinien zu vertiefen und die Regierung zu Maßnahmen zu drängen.
Seither hat sich die Bewegung weiterentwickelt und ihre Anliegen erweitert, insbesondere in Bezug auf reproduktive Rechte und das Recht auf Abtreibung. Die Forderungen der Frauen wurden schließlich erhört und Argentinien wurde 2020 das erste Land in Lateinamerika, das das Recht auf Abtreibung legalisierte.
Ein weiterer wichtiger Frauenstreik fand 2018 ebenfalls am Internationalen Frauentag in Spanien statt. Der Streik war Teil der „Huelga Feminista“ (Feministischer Streik), einer landesweiten Bewegung, die sich für die Rechte von Frauen einsetzte. Frauen aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens, darunter Gewerkschaften, feministische Gruppen und politische Parteien, schlossen sich zusammen, um einen Streik zu organisieren, der Frauen dazu aufrief, ihre Arbeit zu verweigern, sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich.
Die Forderungen der Frauen waren vielfältig und reichten von der Forderung nach gleicher Bezahlung und beruflicher Entwicklung bis hin zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und der Unterstützung von Frauen in prekären Situationen. Während des Streiks gab es Demonstrationen und Kundgebungen in vielen Städten Spaniens, bei denen Frauen auf die Straßen gingen und für ihre Rechte kämpften. Der Streik hatte eine breite Wirkung und betraf viele Bereiche des Lebens, darunter Schulen, Krankenhäuser, öffentliche Verkehrsmittel und Supermärkte.
Der Streik wurde zu einem wichtigen Ereignis in der spanischen Geschichte und löste eine breite Debatte über die Rolle von Frauen in der Gesellschaft aus. Er hatte auch konkrete Auswirkungen, da die Regierung daraufhin Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ergriff und Initiativen zur Förderung der Gleichstellung und Chancengleichheit von Frauen und Männern unterstützte.
Wie ein Mütterstreik Island revolutionierte
Dieser Beispiele zeigen, wie sich kollektive Aktionen von Frauen zu einer Bewegung entwickeln können, die die Politik unter Druck setzen. Streiks sind kein exklusives Mittel von Gewerkschaften. Vielmehr zeigen Bewegungen, wie die Fridays For Future, dass Streiks auch außerhalb von betrieblichen Arbeitskämpfen eine starke politische Wirkung erzielen können.
Welche politischen Folgen hätte es schließlich, legten die Mütter kollektiv die Arbeit nieder, weil sie von ihren Arbeitsbedingungen die Nase voll haben? Tatsächlich ist das 1975 in Island passiert. Damals wurde das Jahr von den Vereinten Nationen zum „Jahr der Frau“ ausgerufen. Die Frauen in Island nahmen das wörtlich und bildeten ein Komitee, das am 24. Oktober zum landesweiten Streik aufrief. An diesem Tag sollte keine isländische Frau auch nur die geringste Arbeit verrichten, weder bezahlte, noch unbezahlte – also keine Kinderbetreuung, keine Hausarbeit, keine Pflege von Angehörigen. Sie überließen es den Männern, diese Arbeit zu übernehmen. Tatsächlich beteiligten sich rund 90 Prozent aller isländischen Frauen an diesem Streik. Dieser Tag ging als „der lange Freitag“ in die Geschichte des Landes ein.
Schon im Folgejahr verabschiedete Island ein umfangreiches Gleichstellungsgesetz. Nur fünf Jahre nach dem Streik, wurde Vigdis Finnbogadottir die erste demokratisch gewählte Staatschefin der Welt. Heute hat Island ohne Quotenregelung im Parlament das weltweit ausgeglichenste Geschlechterverhältnis. Der Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums, weist Island im Jahr 2021 zum 12. Mal in Folge zum gleichberechtigsten Land aus. Gleichzeitig ist Island eines der fortschrittlichsten Länder der Welt und auch in Sachen Klima- und Umweltschutz ganz vorne dabei. Schon heute deckt das Land seinen lokalen Strom- und Wärmebedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Island ist aber nicht nur das gleichberechtigste und klimaneutralste Land der Welt, es ist auch das friedlichste. Gemäß dem Global Peace Index 2021, der jährlich erstellt wird und 163 Länder nach verschiedenen Kriterien auf ihre Friedfertigkeit hin bewertet, belegt Island den ersten Rang. Es zeichnen sich durch eine stabile Regierung
, geringe Kriminalitätsraten, eine hohe soziale Stabilität und einen hohen Grad an demokratischen Freiheiten aus.
Am Beispiel Island sehen wir, dass Frauen mehr politische Macht haben, als es auf den ersten Blick scheint. Weil es heute vor allem Mütter sind, die nicht gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können, muss der Feminismus bei ihren Bedingungen ansetzen. Ein politisches Bewusstsein der Mütter ist deshalb dringend notwendig, um die Gesellschaft nicht nur im Sinne der Gleichberechtigung weiter voran zu bringen. Denn Gleichberechtigung ist überhaupt erst die Voraussetzung für Frieden, Demokratie und Fortschritt in der Welt.